Mehr als 83 von 100 Frauen zwischen 45 und 55 Jahren sind heute mitten im Berufsleben. Damit holen Frauen fast die Männer ein. Gerade diese späten Berufsjahre bieten gute Möglichkeiten, um noch einmal richtig durchzustarten. Wären da nicht die Wechseljahre...
Leider gibt es bisher nur wenig soziale Unterstützung für die weibliche Übergangsphase. Das liegt wohl auch daran, dass die Wechseljahre noch immer kein prominentes thema in der Öffentlichkeit sind. Dabei sollte es das sein. Insbesondere im Hinblick auf den Beruf. Selbst die widerstandsfähigsten, talentiertesten Frauen werden durch Hitzewallung, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlaflosigkeit auch im Job an ihre Grenzen kommen. Laut einer Studie aus Großbritannien, klagen 48% der Frauen im Wechsel über "negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit und Stimmung". Viele empfinden dabei die emotionalen Symptome belastender als die körperlichen Beschwerden. Im Schnitt dauern die Beschwerden 7,4 Jahre an.
In ihrem Buch "Die Erschöpfung der Frauen - Wieder die weibliche Verfügbarkeit" schreibt die Soziologin Franziska Schutzbach, dass Frauen zudem mit ganz anderen Ansprüchen konfrontiert sind als Männer. Sie sollen in jedem Bereich ihres Lebens perfekte Arbeit leisten. Fürsorgliche Mutter sein und immer sexuell verfügbar. Karrierefrau sein und dabei ständig unter Beweis stellen, dass sie die Karriere auch verdient haben. Und dabei möglichst gut aussehen. Ein Idealbild das unerreichbar ist.
"Kein Mensch kann all diesen Erwartungen gleichzeitig entsprechen, und ihre Widersprüchlichkeit führt zu Überforderung, Erschöpfung und einer dauernden Angst vor dem Scheitern." Franziska Schutzbach
Vermutlich sind es auch diese Ansprüche, die dafür sorgen, dass es den meisten Frauen unangenehm ist, insbesondere am Arbeitsplatz, ihre Beschwerden anzusprechen. Untersuchungen zeigen, dass vor allem die Angst davor, von Führungskräften herabwürdigend behandelt zu werden, groß ist. In den meisten Arbeitsumfeldern, vor allem mit Männern in Führungspositionen, sind die WEchseljahre nun mal kein Thema. Es fehlt an praktischer Unterstützung und Empathie. Die Wechseljahre sind dabei nicht das erste Frauenthema, dem es so ergeht. Auch im Bezug auf frauenspezifische Krankheiten wie Endometriose oder auch Periodenschmerzen und Schwangerschaft, sind die meisten Unternehmen leider noch rückständig.