Seit ich begonnen habe, diese weiblichen Qualitäten ganz bewusst in mir zu nähren und zu stärken, fühle ich mich so lebendig, kraftvoll und gesund, wie noch nie. Ich höre auf die Impulse, durch die mir mein Körper mitteilt, was er gerade braucht, um sich wohl zu fühlen und seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, hatte ich den Impuls aufzuspringen, mir die Schuhe von den Füßen zu streifen und eine Runde barfuß durch den Garten zu laufen. Und das habe ich auch gleich gemacht: Ich habe die Berührung meiner Fußsohlen mit den Grashalmen gespürt, den Wind auf meiner Haut, ich habe mein Gesicht in die jungen Blätter unserer alten Linde gesteckt und habe mit ihren Zweigen getanzt, ich habe meine Nase in die frische Erde eines Hochbeetes gesteckt und ihren Duft, der sich mit dem der Kirschblüten vermischt, in mich aufgesogen. Ich habe die Wärme eines Sonnenstrahls gespürt. Und das alles in einer „Pause“ von 5 Minuten. Oder „Hoppala“ – ist nicht vielleicht die Zeit, die ich an meinem Laptop verbringe, eine „Pause von meiner wahren Lebendigkeit“?

Ich lebe und erfahre meine Weiblichkeit mit großem sinnlichen Vergnügen durch meinen Körper, den ich ganz bewusst als großes Geschenk erfahre: mein höchst persönliches Reisegefährte durch dieses Leben. Ein höchst präzises Wunderwerk, das mir in jedem Moment durch „Symptome“ anzeigt, wenn ich nicht in Balance mit der Ausrichtung meiner Seele bin, wenn ich sabotierende Gedanken denke oder mich selbst nicht wertschätze. Und wenn ich diesem Körper liebevolle Aufmerksamkeit schenke, ihm gesundes Essen zur Verfügung stelle, seine Nase mit dem Duft von Frühlingsblüten oder natürlichen ätherischen Ölen verwöhne, ihn durch Yoga oder lange Waldspaziergänge gesund, gedehnt und gestärkt halte oder durch spontanes Tanzen Verspannungen aus ihm heraus schüttle.

Zum Pflegen meiner Weiblichkeit gehört auch, dass ich jeden Tag mehrmals der Stimme meiner Intuition lausche, mich mit der Weisheit meines Herzens verbinde- Denn gerade in dieser Zeit, in der wir so viele unterschiedliche Informationen aus den öffentlichen und den freien Medien bekommen, brauchen wir diese Innere Führung, um unseren Weg gehen zu können.

Stichwort innerer Mann - innere Frau wie hast du da eine gute "Beziehung" hinbekommen? 

In meinen prägenden Teenager-Jahren war Feminismus ein großes Thema. Mitte 20 habe ich dann auch, wie viele andere Frauen geglaubt, dass ich meine männlichen Anteile verstärken sollte um mir in einer von Männern dominierten Wirtschaftswelt meinen Platz im Wettbewerbshamsterrad zu sichern. In meinem Fall als Werberegisseurin in Teams, die zu 80% aus Männern bestanden. Auch als ich schon an meinem ersten Film „AWAKE – EIN REISEFÜHRER INS ERWACHEN“ arbeitete und meinen wundervollen Sohn geboren hatte, glaubte ich noch den männlichen Stimmen in mir, die mich zu noch mehr Leistung angetrieben haben. In meinem tiefsten Inneren wünschte ich mir einen Mann an meiner Seite, an dessen Schulter ich auch mich auch schwach und verletzlich zeigen konnte. Aber wer das „Gesetz der Anziehung“ kennt, ahnt schon, dass dies nur funktionieren konnte, wenn ich meine weibliche Seite wieder annehmen...

Eines Sommernachmittages erzählte ich einer Freundin von meiner Sehnsucht nach „einer großen Schulter“ und sie forderte mich auf, das Verhältnis meines „inneren Mannes“ zu meiner „inneren Frau“ anzuschauen. Oh Schreck – was ich da sah, war ein überdominanter Mann, der es meiner weiblichen Seite nicht erlauben wollte, sich auch nur kurz auszuruhen, geschweige denn, sich den Luxus eines Verwöhn-Wochenendes oder einer Massage zu gönnen. Vor meinem inneren Auge stand ein Mann mit Peitsche, dessen Verstand brüllte „du musst die Welt retten – keine Zeit vergeuden – hopp-Hopp – arbeite am Film!“ In diesem Moment wurde mir klar, dass ich keinen Film produzieren konnte, der Menschen dazu inspiriert, sich selbst und die Natur liebevoller zu behandeln, wenn ich es nicht einmal schaffe, mich selbst liebevoll zu behandeln. Und ich beschloss, der Frau in mir ab meine volle Aufmerksamkeit zu geben und sie dabei zu unterstützen, sich verwöhnen und nähren zu lassen. Etwa eine halbe Stunde nach diesem inneren Ritual rief mich eine alte Freundin an, um mich am nächsten Nachmittag zu einem Freund einzuladen, der ganz in der Nähe von mir ein kleines Gartenfest organisierte. Schon auf dem Weg dorthin, als ich durch die Sonnenblumenfelder fuhr, hatte ich das Gefühl, dass etwas ganz Besonderes passieren würde. Als ich, eine Sonnenblume in der Hand, aus meinem Auto stieg, stand „sie“ plötzlich vor mir – die „große Schulter“. (Roberto ist 1,98m groß) In diesem Sommer werden wir unser 10-Jahres Jubiläum feiern.